Von Lea Hauke
Aktualisiert am July 21, 2023
Die Wortart, die für viele Deutschlernende nur schwer nachzuvollziehen ist, sind oft die Modalpartikeln. Das liegt vor allem daran, dass es für sie auf anderen Sprachen meist keine äquivalente Übersetzung gibt. Bei Modalpartikeln handelt es sich um Wörter, die vor allem in der gesprochenen Sprache verwendet werden. Sie geben Aufschluss über die Haltung oder Meinung der sprechenden Person und dienen dazu, eine Gefühlslage zu transportieren. Da sie eine Aussage entweder abwerten oder verstärken, nennt man sie auch Abtönungspartikeln. Beispiele für Abtönungspartikeln sind eigentlich, gar, mal, ruhig, aber oder bloß.
Eigentlich gar nicht so schwer, oder? Wenn die Fragezeichen in deinem Kopf noch nicht ganz verschwunden sind, ist das gar nicht schlimm. Hier erfährst du, was Modalpartikeln ausmacht, wie man sie verwendet und welche Beispiele für Modalpartikeln auf Deutsch es gibt.
Die erste Frage, die wir klären sollten, bevor wir uns mit Modalpartikeln beschäftigen, ist diese: Sollte der Plural nicht “Modalpartikel” statt “Modalpartikeln” heißen? Auch für deutsche Ohren kann das “n” am Schluss komisch klingen. Der Grund dafür ist, dass mehrere Bedeutungen für das Wort “Partikel” existieren. Da hier nicht von Partikel im physikalischen Sinne, sondern einer Wortart die Rede ist, verändert sich das Genus und damit auch der Plural des Wortes:
Maskulin, Singular: der Partikel (physikalisch, Teilchen)
Maskulin, Plural: die Partikel
Feminin, Singular: die Partikel (grammatikalisch, Wortart)
Feminin, Plural: die Modalpartikeln
Doch, zurück zu ihren Eigenschaften: Wie andere Partikel sind auch Modalpartikeln unveränderliche Worte. Sie sehen also immer gleich aus und sind dadurch leicht zu erkennen. In der deutschen Sprache kommt Modalpartikeln eine besondere Funktion zu. Sie sind dafür da, um Gefühlslagen zu unterstreichen. Möchtest du deinem Gegenüber vermitteln, wie du zu etwas stehst, ohne viele Worte zu benutzen, helfen dir Modalpartikeln dabei, deine Meinung und Gefühle zu einem Thema zu transportieren. In den meisten Fällen lassen sich diese Worte nur schwer in andere Sprachen übersetzen, weswegen es dir helfen kann, die Modalpartikeln und ihre Verwendung auswendig zu lernen.
Auch in diesem Artikel haben sich mit Sicherheit einige Modalpartikeln versteckt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man Modalpartikeln einsetzt, sehen wir uns am besten ein paar Beispiele für ihre Verwendung an und wie sie eine Aussage verändern. Für manche dieser Wörter gibt es sogar verschiedene Deutungsmöglichkeiten.
Beispiel: Ich bin doch schon einmal geflogen.
In diesem Beispielsatz möchte man dem Gegenüber Überraschung signalisieren. Die Modalpartikel doch zeigt an, dass man davon ausgegangen ist, dass das Gegenüber weiß, dass man nicht zum ersten Mal fliegt. Im Gegensatz zu “Ich bin schon einmal geflogen”, kann man jemand anderem mit dem Einsatz von doch eine Gefühlslage vermitteln. Andere Wörter mit der gleichen Bedeutung, die doch in diesem Zusammenhang hat, gibt es nicht. Mehr steht doch hier für “Ich dachte, du wüsstest das schon”.
Beispiel: Was ist denn hier passiert?
Die Modalpartikel denn signalisiert negative Überraschung und wird in Fragen benutzt. Mit denn lassen sich aber nicht nur negative Emotionen wie Entsetzen darstellen. Je nach Betonung des Beispielsatzes kann sich auch die Bedeutung verändern. Dadurch, dass man denn zu einer Frage hinzufügt, kann man außerdem ehrliches Interesse signalisieren und die Fragen dadurch weniger offensiv erscheinen lassen. Ein weiteres Beispiel macht diesen Umstand noch einmal klarer.
Beispiel: Wie viel Uhr haben wir denn?
Jemanden zu fragen, “Wie viel Uhr haben wir?”, wird im deutschen Sprachgebrauch zwar keineswegs als unhöflich empfunden, durch den Zusatz denn kann man dem Gegenüber aber noch einmal mehr signalisieren, dass man höflich um die Auskunft bittet.
Beispiel: Reich mir mal die Fernbedienung!
Beispiel: Reichst du mir bitte mal die Fernbedienung?
Die Modalpartikel mal wird häufig in deutschen Imperativ-Sätzen oder auch Fragen verwendet, um diese freundlicher klingen zu lassen.
Beispiel: Ich habe gerade gar keine Zeit.
Beispiel: Das war gar nicht so schwer.
Gar steht in Sätzen vor “nicht” oder “kein” und bedeutet so viel wie “wirklich” oder “überhaupt”. Es wird dazu verwendet, um einer Aussage mehr Nachdruck zu verleihen.
Beispiel: Das ist aber kalt!
Auch die Modalpartikel aber verstärkt den Nachdruck einer Aussage. Im Beispielsatz ließe sich aber durch “wirklich” ersetzen.
Beispiel: Der Film ist wohl schon vorbei.
Mit wohl drückst du aus, dass du dir nicht sicher bist. Du zeigst damit an, dass es sich bei deiner Aussage um eine Vermutung handelt.
Die Verwendung von Modalpartikeln erleichtert es dir, anderen mitzuteilen, wie du über etwas denkst. Man könnte auch sagen, Modalpartikeln sind Codes, die deinem Gegenüber anzeigen, wie etwas gemeint ist. Oft ist es daher auch die Betonung eines Satzes wichtig, denn die gleiche Modalpartikel verstärkt eine Aussage häufig nicht nur in eine Richtung.
Modalpartikel | Bedeutung |
doch | Drückt im Verbindung mit dem Konjunktiv II aus, dass man sich etwas wünscht.“Wenn ich doch nur schwimmen könnte!” |
ja | Drückt Überraschung aus.“Das ist ja unglaublich!” |
bloß | Vermittelt eine Drohung.“Bleib mir bloß fern!” |
eben | Transportiert Resignation.“Dann lassen wir es eben.” |
einfach | Drückt eine entspannte Haltung aus.“Komm einfach später bei mir vorbei.” |
ruhig | Vermittelt Wohlwollen. Kann auch ironisch eingesetzt werden. “Bleib ruhig sitzen.” |
nur | Wird für Drohungen oder Warnungen eingesetzt.“Trau dich nur her!” |
auch | Lässt Fragen vorwurfsvolle klingen (meist bei rhetorischen Fragen).“Warum hast du auch so lange gebraucht?” |
schon | Vermittelt Resignation.“Was kann man schon dazu sagen?” |
etwa | Wird bei großer Verwunderung verwendet.“Habe ich etwa vier Stunden geschlafen?” |
Modalpartikeln sind eine deutsche Besonderheit, die sich nur schwer in andere Sprachen übertragen lässt. Besonders in Konversationen mit anderen kann dir diese Wortart helfen, dich deinem Gegenüber besser mitzuteilen, da diese Worte Aussagen abschwächen oder verstärken können. Durch den Einsatz von doch, etwa, schon oder eben wird es leichter Gefühlslagen zu vermitteln, ohne diese Gefühle explizit zu äußern. Während Präpositionen dir konkrete Begebenheiten anzeigen, sorgen Modalpartikeln dafür, dass subtile Zwischentöne vermittelt werden können. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Intentionen auf Deutsch vermittelst, interessieren dich bestimmt auch Modalverben.
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