Von Sandra Köktas
Aktualisiert am March 30, 2023
Der Imperativ trägt seine Erklärung bereits im lateinischen Namen: Dieser Modus eignet sich für Befehle an die zweite Person Singular und Plural, in der Höflichkeitsform “Sie” und für die erste Person Plural. Ganz so unhöflich, wie er für viele fremde Ohren klingt, ist er aber nicht. Der Imperativ ist zwar ein sehr kurzer Satz, kann aber auch als Bitte verwendet werden. Mit dem Wörtchen “bitte” lässt sich das deutlich machen. Wer sich immer noch nicht damit anfreunden kann, darf auch mit anderen Formulierungen dem Imperativ ganz aus dem Weg gehen. Schade wäre das aber schon, die kurze Form ist nicht nur praktisch, sondern auch typisch deutsch.
Der Imperativ ist die Befehlsform des Verbs. Eine Erklärung auf die Funktion des Imperativs gibt bereits die lateinische Bezeichnung: Imperare bedeutet “befehlen”. Als Befehl ist der Imperativ an eine Person gerichtet. Deshalb gibt es ihn nur in der zweiten Person Singular, der zweiten Person Plural und in der Höflichkeitsform Singular und Plural, je nachdem, ob der Sprechende sich an ein “du”, “ihr” oder “Sie” richtet. Bezieht der Sprechende sich in die Aufforderung mit ein, gibt es den Imperativ auch in der ersten Person Plural mit “wir”. Im Englischen erfüllt der Imperativ dieselbe Funktion, ist aber noch einfacher zu bilden.
Der Imperativ ist dabei ein vollwertiger Satz. In der zweiten Person Singular und Plural muss nicht einmal das Subjekt erwähnt werden. Zur Verdeutlichung kann das Subjekt aber explizit dazu gesetzt werden:
Beim Imperativ für die Höflichkeitsform und für die erste Person Plural hingegen muss das Subjekt immer genannt werden, damit aus dem Imperativ ein Satz wird:
Nein. Der Imperativ ist die Befehlsform des Verbs. Der Imperativ wird mit dem Präsensstamm gebildet, ist aber keine Zeitform wie das Futur 1 zum Beispiel, sondern ein Modus. Modus bezeichnet die Aussageweise des Verbs. Im Deutschen gibt es drei Modi: Indikativ, Konjunktiv und Imperativ.
Für die Höflichkeitsform “Sie” und für die erste Person Plural “wir” ist der Imperativ identisch mit dem Infinitiv:
Für die zweite Person Plural wird die zweite Person Plural im Präsens ohne das Personalpronomen verwendet:
Für die zweite Person Singular wird der Präsensstamm verwendet. Diesen erhältst du, indem du vom Infinitiv die Endung -en abtrennst:
Du kannst aber auch ein -e an den Präsensstamm anhängen. Dann klingt der Imperativ höflicher. Häufig wird das in gehobener Sprache gemacht:
Gehe!
Ausnahme 1:
Verben, die im Infinitiv auf -eln oder -ern enden, bilden den Imperativ für die zweite Person Singular immer mit dem Präsensstamm + -e. Das -e in -eln oder -ern kann stehenbleiben oder wegfallen:
Beispiele für deutschen Imperativ mit -e:
Ausnahme 2:
Verben, die im Präsensstamm auf -d, -t, -ig oder Konsonant + m/n enden, bilden ebenfalls den Imperativ für die zweite Person Singular immer mit -e:
Ausnahme 3:
Bei einigen starken Verben ändert sich im Imperativ für die zweite Person Singular der Stammvokal von -e zu -i:
Trennbare Verben werden im Imperativ getrennt. Das Präfix steht dann hinter der Verbform:
Weitere Satzglieder stehen zwischen Imperativ und Präfix:
Die Hilfsverben “sein”, “haben” und “werden” bilden den Imperativ etwas anders:
Imperativ 2.Sg. | Imperativ 2.Pl. | Imperativ Sie | Imperativ 1.Pl. | |
sein | sei | seid | seien Sie | seien wir |
haben | hab(e) | habt | haben Sie | haben wir |
werden | werde | werdet | werden Sie | werden wir |
Der deutsche Imperativ ist eine Befehlsform und wird entsprechend für Befehle und Anordnungen oder mit Verneinung für Verbote verwendet:
Aufgrund der Kürze wird der Imperativ im Deutschen aber auch gerne für Aufforderungen, Bitten und Wünsche verwendet:
Vielen Lernenden erscheint das unhöflich. Mit einem “bitte” klingt es freundlicher:
Oder du formulierst eine Frage:
In der ersten Person Plural nimmt man übrigens oft eine Formulierung mit “lassen”, denn der Imperativ ist gleichlautend mit einer Frage:
Der deutsche Imperativ ist die Befehlsform des Verbs. Es gibt ihn in der zweiten Person Singular und Plural, der Höflichkeitsform “Sie” und die erste Person Plural. Der Modus eignet sich, um Befehle, Anordnungen, Verbote, Bitte und Wünsche auszudrücken. Die kurze Form wirkt auf Lernende oft unhöflich, so ist sie aber nicht gemeint.
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