Von Jakob Straub
Aktualisiert am January 5, 2024
Es klingt wie der wahr gewordene Traum eines jeden Sprachlernenden: Kopfhörer ins Ohr, ab ins Bett und am nächsten Morgen haben sich die Sprachfertigkeiten verbessert. Mit neuen Erkenntnissen in der Neurowissenschaft und einem besseren Verständnis für das menschliche Gehirn sollte Lernen im Schlaf doch bald in Reichweite sein, oder? Aber nicht ganz so voreilig. Wir erklären dir, wie Schlaf und Lernen miteinander in Verbindung stehen, weshalb einige Forschungsergebnisse vielversprechend sind und warum Lernen und Wiederholen noch immer die besten Ergebnisse liefern.
Schlaf spielt beim Lernen eine wichtige Rolle. Lernen, Gedächtnis und Schlaf sind miteinander verbunden. Obwohl die Forschung noch lange nicht vollständig ist, zeigt sie, dass Schlaf Lernen und Gedächtnis auf zwei Arten beeinflusst. Die meisten Lernenden kennen die erste Art aus eigener Erfahrung: Schlafmangel führt zu verminderter Konzentrationsfähigkeit, sodass das Lernen schwerfällt. Die zweite Einflussart ist etwas subtiler: Schlaf spielt auch bei der Gedächtniskonsolidierung eine Rolle.
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Akquisition und Abruf werden normalerweise mit Wachsein in Verbindung gebracht. Analysen von Gehirnwellen zeigen, dass die Gedächtniskonsolidierung im Schlaf geschieht. Während du also deinen Schönheitsschlaf hältst, führt dein Gehirn Selbstgespräche und stärkt neuronale Verbindungen, um stabile Erinnerungen aufzubauen. Nachts hat der Schlaf unterschiedliche Phasen und die Forschung geht davon aus, dass diese Phasen auch mit unterschiedlichen Gedächtnistypen in Verbindung stehen.
Das deklarative Gedächtnis beruht auf faktenbasierten Informationen und beantwortet normalerweise „Was“-Fragen, wie zum Beispiel „Was ist die Hauptstadt Deutschlands?“
Das prozedurale Gedächtnis steht mit dem „Wie“ einer Aktivität in Verbindung, also einer Fähigkeit wie Schwimmen oder Zeichnen. Die Konsolidierung des deklarativen Gedächtnisses scheint scheinbar tendenziell in der erholsamen Tiefschlafphase zu erfolgen, während REM- oder Traumschlaf eher mit der Konsolidierung des prozeduralen Gedächtnisses verbunden ist.
Und das ist wichtig für Lernende: Schlafmangel und schlechter Schlaf beeinflussen das Lernen negativ. Nicht nur wird deine Fähigkeit vermindert, neue Informationen aufzunehmen, sondern auch die Gedächtniskonsolidierung wird gehemmt.
Es gibt zahlreiche Studien zur Gedächtniskonsolidierung von Wissen, das im wachen Zustand aufgenommen wurde. Untersuchungen der Universität Bern in der Schweiz haben allerdings gezeigt, dass Vokabeln erfolgreich während der Tiefschlafphase gelernt werden können. Die Testpersonen konnten sich an Wörter erinnern, die sie im Schlaf gelernt hatten und konnten diese im Wachzustand abrufen. Das Gehirn schien also offenbar die gleichen Strukturen zum Lernen zu verwenden, egal ob im Wachzustand oder im Schlaf.
Die Interfakultäre Forschungskooperation Schlaf hat gezeigt, dass ein schlafender Mensch neue semantische Verbindungen zwischen neuen Wörtern in einer Fremdsprache und der dazugehörigen Übersetzung bilden kann. Während des Tiefschlafs wechseln die Gehirnzellen etwa jede halbe Sekunde zwischen einem aktiven und einem inaktiven Zustand hin und her. Im sogenannten „Up-state“ sind die Gehirnzellen in der Lage, Informationen zu kodieren und zu speichern.
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Sprachregionen des Gehirns und des Hippocampus, also dem Erinnerungszentrum, die Bildung von Erinnerungen steuern, und zwar unabhängig davon, ob der Mensch wach ist oder schläft. Mit anderen Worten: Man muss nicht bei Bewusstsein sein, um Erinnerungen zu bilden – es IST also möglich, neue Vokabeln im Schlaf zu lernen!Maschinelles Sprachenlernen: Was ist linguistische Datenverarbeitung?
Bevor du jetzt aber deine Lehrbücher wegwirfst und deinen Online-Sprachkurs beendest, denk bitte kurz über folgendes nach: Ja, diese neuen Erkenntnisse zum Lernen im Schlaf sind wichtig für die Praxis. Frühere Theorien, die davon ausgingen, dass Erinnerungen nur im Wachzustand gebildet werden können, werden hier infrage gestellt. Schlaf scheint also ein mentaler Zustand zu sein, der fließender ist, als vielleicht angenommen wurde, und in dem wir noch eine mögliche Verbindung zur wachen Welt haben.
Aber vergiss nicht, dass dies experimentelle Untersuchungsergebnisse sind. Erst aus weiterer Forschung wird hervorgehen, wie der Tiefschlaf zur Bildung neuer Erinnerungen genutzt werden kann, und mit welcher Effizienz oder möglichen Nebenwirkungen. Du kannst also davon ausgehen, dass es in nächster Zeit keine App zum Herunterladen geben wird – so enttäuschend dies auch sein mag.
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Abgesehen davon hat die Schlafforschung der Uni Bern nur gezeigt, dass man im Schlaf Informationen für das deklarative Gedächtnis sammeln kann, was zwar zum Lernen von Vokabeln genutzt wird, aber andere Aspekte beim Sprachenlernen nicht berücksichtigt, also das „Wie“ des prozeduralen Gedächtnisses.
Da haben wir es also: Die Wahrheit ist, dass Lernen im Schlaf trotz vielversprechender Ergebnisse und Lerntheorien noch immer weit davon entfernt ist, als Technologie den Markt im großen Stil zu erobern. Trotzdem möchten wir aber unseren Artikel zuversichtlich beenden und dir Tipps geben, wie du den Zusammenhang zwischen Schlaf und Lernen für das bessere Speichern von Wissen ab sofort nutzen kannst! Mit diesen einfachen Schritten geht dir das Sprachenlernen leichter von der Hand:
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