Von Sandra Köktas
Aktualisiert am February 26, 2024
Die Schweizer lieben und leben ihre Traditionen. So vielfältig wie das kulturelle Leben im kleinen Alpenland sind auch die Traditionen. Dialekte, Trachten und Küche haben sich in der Regel lokal unterschiedlich entwickelt. Das gilt auch für die Feste. Zwar haben die meisten ihren Ursprung in heidnischen oder christlichen Bräuchen, und fast immer markieren sie wichtige Punkte im Ablauf der Jahreszeiten. Doch was und wie gefeiert wird, ist von Ort zu Ort verschieden. Wenn dir zum Thema Schweiz also nur Heidi, Alpenhörner und Schokolade einfallen, lies weiter.
1. Gansabhauet
2. Nünichingler
3. Chlefele
4. Fastnacht
5. Sechseläuten
6. Unspunnenfest
Ein etwas gruseliger Auftakt für unsere Liste des Brauchtums in der Schweiz ist der 11. November. Am Martinstag geht es den Gänsen, die den Heiligen Martin verraten haben, traditionell an den Kragen. Denn vor dem Rathaus von Sursee versuchen Männer und Frauen mit verbundenen Augen und Sonnenmaske, einer aufgehängten toten Gans mit einem Dragonersäbel den Hals zu durchtrennen.
In Sissach, Arboldswil und Ziefen im Kanton Basel-Landschaft versammeln sich um neun Uhr am Heiligabend Männer in langen Mänteln und bis zu vier Meter hohen Zylindern zu einer stillen Prozession. Allein das Läuten der großen Glocken, die um ihren Hals hängen, begleitet die etwas unheimliche Prozession. Der weißbärtige Anführer, der Bäsemaa, beschmutzt jeden, der ihm zu nahe kommt, mit einem schwarzen Fleck.
Dazu benutzt er einen mit Ruß geschwärzten Lappen am Ende einer langen Stange. Nach 45 Minuten findet der Umzug ein Ende und die Glocken müssen schweigen. Wie viele Schweizer Bräuche im Winter sollte auch dieser ursprünglich dabei helfen, Dämonen zu vertreiben.
Nicht nur die Spanier haben Kastagnetten. Historisch gesehen haben wohl Schweizer Söldner die kleinen Holztäfelchen nach dem Dienst in Spanien mit in die Alpenheimat gebracht. Dort nahmen sie dann vor allem in der Region Innerschwytz ihre typische Form an. Mit den Kastagnetten spielen Schweizer Kinder und Jugendliche traditionell Marsch- und Tanzrhythmen, während sie in der Fastenwoche durch die Straßen ziehen. Vermutlich haben die Chlefele bereits in der frühen Neuzeit die noch älteren Rätschen ersetzt. Möglicherweise besteht auch eine Verbindung zu den Siechenklappern, mit denen sich Aussätzige und Kranke im Mittelalter auf den Straßen ankündigen mussten, damit Gesunde einer Ansteckung aus dem Weg gehen konnten.
In Basel beginnt die größte Fastnacht der Schweiz traditionell um vier Uhr morgens mit dem Morgestraich: Zur gleichnamigen Marschmusik ziehen Fastnächtler in verschiedenen Kostümen durch die dunkle Innenstadt. Die mitgeführten Laternen werden bis Mittwoch am Basler Münster ausgestellt. Sie zeigen die Themen der Fasnachtsumzüge. Bei diesen werfen kostümierte Fastnächtler Süßigkeiten und Räppli (Konfetti) in die Menge. Typisch für das Schweizer Brauchtum sind die Gesichtsmasken, die sogenannten Larven. Nach der Kinderfasnacht am Dienstag gehört am Abend die Stadt den Guggenmusiken, bei denen die Trompeten, Posaunen und Tubas zur Begleitung von Schlaginstrumenten absichtlich falsch spielen. Eine ganz eigene Form der Schweizer Kunst! Mit dem Ändstraich um vier Uhr früh am Donnerstag wird “Frau Fasnacht” dann musikalisch mit Pfeifen und Trommeln verabschiedet.
In Zürich vertreiben die Schweizer am dritten Aprilwochenende mit dem Winter auch gleich den Böög aus ihrer Stadt. Dieser hatte noch an Fastnacht die Kinder mit seiner hässlichen Maske erschreckt. Jetzt wird seine Strohfigur in Form eines Schneemannes öffentlich verbrannt. Je schneller er brennt, desto heißer der Sommer.
Das erste Unspunnenfest wurde 1805 zu Ehren des Friedens zwischen den Bewohnern von Bern und denen der Umgebung gefeiert. Danach erlangte es touristische Bedeutung als eine Feier der Schweizer Traditionen. Ab dem letzten Samstag im August kannst du hier vor der Kulisse des berühmten Berges “Jungfrau” für eine Woche lang erleben, wie die Schweizer Feste feiern: mit Tanz und Musik, Jodeln und Alphornblasen und der Schweizer Form des Ringens, dem Schwingen. Wer zu spät kommt, muss allerdings lange warten: Das Unspunnenfest findet nur alle zwölf Jahre statt! Vielleicht ist ja was dran am Klischee, dass die Uhren in der Schweiz tatsächlich langsamer ticken.
Lass dich nicht von der malerischen Gebirgskulisse und dem idyllischen Läuten der Kuhglocken beim Alpabzug täuschen. Eine Vielzahl der Schweizer Traditionen beschäftigt sich mit dem langen und harten Winter und kann eine ausgesprochen dunkle Note haben. Nach der Rückkehr der Tiere von ihren alpinen Weiden füllen die Schweizer vor allem die ruhige Zeit im Bauernjahr mit einer Vielzahl von Bräuchen und Festen, die das Brauchtum in der Schweiz bis heute lebendig halten. Du willst an einer dieser Traditionen teilnehmen? Dann kann es helfen, ein wenig Schweizerdeutsch zu lernen!
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