Von Sandra Köktas
Aktualisiert am October 7, 2024
Klischee oder Klassiker? Bratwurst, Sauerkraut und Schnitzel gelten als typisch deutsche Gerichte. Aber ist das wirklich schon alles? Natürlich nicht. Deutschland hat viele Traditionsgerichte zu bieten. Die meisten davon kommen regelmäßig im ganzen Land auf den Tisch. Spätzle, Kartoffelpuffer oder Kasseler finden sich auf den Speisekarten fast aller Gaststätten mit gutbürgerlicher Küche. Wer deutsche Küche probieren möchte, hält am besten nach einem Brauhaus oder einem Ratskeller Ausschau. Neben den Klassikern und dem Soulfood deutscher Hausmannskost gibt es dort auch regionale Spezialitäten wie Beer’n Boh’n un Speck, Himmel und Ääd oder Dibbelabbes.
“Was ist das deutsche Nationalgericht?” Deutschland hat keine offizielle Nationalspeise. Aufgrund der regionalen Vielfalt an Gerichten ist es schwierig, ein einziges Gericht als repräsentativ für ganz Deutschland zu bezeichnen. Sauerkraut wird oft als “typisch deutsch” angesehen, ist aber nur eines von vielen regionalen Spezialitäten. Typische deutsche Gerichte variieren von deftigem Eintopf wie Sauerbraten bis hin zu herzhaften Fleischgerichten und süßen Desserts.
Die traditionelle deutsche Küche hat eine Vorliebe für deftige Speisen. Ganz oben auf der Liste der typisch deutschen Gerichte stehen diese Klassiker aus Fleisch, die gerne mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, Kartoffelklößen oder Pommes gegessen werden.
Für die Bratwurst wird am häufigsten Schweinefleisch mit Gewürzen zu einer teigartigen Masse verarbeitet und in Tierdärme gefüllt, in Wasser gebrüht und dann auf dem Grill oder in der Pfanne gebraten. An der Pommesbude gibt es den Snack für zwischendurch im Brötchen mit Senf und – nicht nur ein Berliner Klassiker – als Currywurst in Scheiben geschnitten, mit einer Ketchup-Curry-Sauce.
Kein Besuch in einem bayerischen Biergarten ohne Weißwurst. Diese Brühwurst wird klassischerweise im weißen Porzellantopf in warmem Wasser serviert und stilecht aus der Pelle “gezuzelt” (gesaugt). Mit süßem Senf und Brezel wird daraus eine stärkende Mahlzeit für den Vormittag.
Das Wiener Schnitzel ist ein dünnes Stück Kalbfleisch, das knusprig paniert in Fett ausgebacken wird. Die österreichische Spezialität ist aber auch in Deutschland so beliebt, dass sie als deutsches traditionelles Essen durchgeht und in anderer Variante als Schweine- oder Hähnchenschnitzel mit Pommes serviert wird.
Auch bei der deutschen Hausmannskost spielt Fleisch eine große Rolle, daneben kommen als Beilage oder eigenes Gericht viele Kartoffeln und Gerichte aus Mehl auf den Tisch.
Für die Rouladen wird dünn geschnittenes Rindfleisch mit Zwiebeln, Speck und Essiggurken belegt und gerollt in einer braunen Soße gekocht. Mit Rotkohl und Kartoffelknödeln wird daraus ein deftiges Weihnachtsessen.
Spätzle, vor allem mit Käse überbacken als Käsespätzle, sind die Macaroni and Cheese der Deutschen, genauer gesagt der Schwaben. Die Eiernudeln sind ein echtes Wohlfühlgericht und werden auch gerne als Beilage zu Fleisch gereicht.
Die Teigtaschen mit Fleischfüllung kommen ebenfalls aus dem Schwabenland und erinnern an Ravioli. Klassischerweise werden sie in einer Gemüsebrühe serviert und gerne mit Kartoffelsalat als Beilage gegessen.
Bei Kartoffelpuffern denkt man eigentlich an die Schweiz (dort Rösti genannt), doch auch in Deutschland liebt man die kross ausgebackenen Fladen aus geriebenen Kartoffeln. Reibekuchen mit Apfelmus dürfen auf keinem Weihnachtsmarkt fehlen.
Eisbein oder Haxe ist der Unterschenkel vom Schwein. Gekocht und mit Kartoffelpüree und Sauerkraut serviert, wird daraus ein wärmendes Winteressen, das mit kleinen Unterschieden in ganz Deutschland beliebt ist. Das Gleiche gilt für Kasseler, gepökeltes und geräuchertes Schweinefleisch, das in Brühe im Ofen gegart wird.
Fleischbällchen haben in Deutschland viele Namen wie Frikadelle, Bratklops, Fleischklops oder Fleischküchle. In Berlin nennt man den Kloß aus Hackfleisch und verschiedenen Gewürzen Bulette. Gegessen wird er als Snack unterwegs auf einem Brötchen oder als Mittagessen mit Bratkartoffeln oder Püree.
So gut wie jedes typisch deutsche Gericht wird von dieser oder jener Gegend als regionale Spezialität in Anspruch genommen und ist doch in ganz Deutschland beliebt. Einige wenige Gerichte sind aber besonders typisch für einen ganz bestimmten Teil des Landes.
Beer’n, Boh’n un Speck ist Plattdeutsch für Birnen, Bohnen und Speck. Der Name ist schon fast das Rezept für diese norddeutsche Köstlichkeit aus deftigem Bauchspeck mit Bohnen und süßen Kochbirnen. Und keine Sorge: Man versteht dich im hohen Norden auch ohne Dialekt, ein normaler Deutschkurs reicht für alle Teile des Landes.
Auch die rheinische Spezialität Himmel und Erde kombiniert süß und deftig in einem Gericht aus Äpfeln, Kartoffeln und Blut- oder Leberwurst. Früher ein sättigendes und günstiges Gericht für den Alltag findest du es heute auch auf der Speisekarte rheinischer Brauhäuser.
Dibbelabbes ist im Grunde ein riesiger Kartoffelpuffer mit Lauch und Speck. Zu der saarländischen Spezialität passt genau wie zu den Reibekuchen Apfelmus.
Ein Blick auf die Liste typisch deutscher Gerichte zeigt: Die Deutschen mögen es deftig. Vegetarier müssen sich in der klassischen deutschen Küche eher an Beilagen wie Kartoffelklöße, Kartoffelpüree, Sauerkraut und Rotkohl halten, denn Fleisch wird gern und viel gegessen. Besonders häufig finden sich Gerichte vom Schwein. Trotzdem hat Deutschland mehr zu bieten als Schnitzel und Wurst. Von traditionellen Gerichten wie Spätzle oder Maultauschen bis hin zu regionalen Spezialitäten wie Beern, Boh’n un Speck, Himmel un Ääd oder Dibbelabbes gibt es auf einer kulinarischen Reise durch Deutschland viel zu entdecken.
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